Mo, 31. Mai 2021 – Klein Hesebeck im Landkreis Uelzen

Forellenzucht Benecke

Wo die Fische vor Wohlbefinden im Wasser springen

Die Forellenzucht der Familie Benecke besteht bereits seit rund 100 Jahren. Besonders interessant ist die Naturland-zertifizierte Teichanlage in Klein Hesebeck.

Die Anfänge der Forellenzucht Benecke liegen in den 1920er Jahren, als die Familie die Teiche in Bruchtorf gebaut hat. Dort wird bis heute konventionelle Fischzucht betrieben.

In die Teichanlage in Klein Hesebeck ist Familie Benecke dann in den 1950er Jahren als Pächter eingestiegen. Anfang der 1990er Jahre hat der Betrieb diese dann auch gekauft.

Ökologische Fischzucht mitten im Naturschutzgebiet

Das Besondere daran sind die örtlichen Gegebenheiten. Die Teiche sowie der Röbbelbach (von dem die Anlage gespeist wird) liegen nämlich im EU – Natura 2000 Schutzgebiet FFH 071 (Ilmenau mit Nebenbächen) und stehen seit Juli 2020 unter Landschaftsschutz. Heute wäre der Bau einer solchen Anlage dort entsprechend schwierig bis unmöglich. Da diese aber zuerst da war, hat sie Bestandsschutz.

Eine geordnete Fischerei ist unter Auflagen gestattet: So darf zum Beispiel die Wasserqualität des Bachs durch die Teichanlage nicht beeinträchtigt werden (was mehrmals im Jahr mittels Wasserproben nachzuweisen ist).

Schautafel mit interessanten Infos an der Teichanlage in Klein Hesebeck
Schautafel mit interessanten Infos an der Teichanlage in Klein Hesebeck
Foto: Peter Block
Der Übergang vom Röbbelbach in die Teichanlage in Klein Hesebeck
Der Übergang vom Röbbelbach in die Teichanlage in Klein Hesebeck
Foto: Kristina Huber

Familie Benecke war bei ihrer Fischzucht schon immer auf eine artgerechte Haltung bedacht (so hatte man in den Teichen z.B. seit jeher mit einer recht niedrigen Besatzdichte gearbeitet). Entsprechend waren es überschaubare Schritte hin zur Naturland-Zertifizierung in 2009/2010.

Eine der größten Veränderungen war die Umstellung auf zulässiges Futter. Warum der Betrieb damals ausgerechnet zu Naturland gegangen ist? Schlichtweg weil es der einzige Verband ist, der ökologische Forellenzucht zertifiziert.

In den Teichen Klein Hesebeck findet man Bachforellen, Lachsforellen sowie Saiblinge – und somit andere Fischarten als in Bruchtorf. Der Grund dafür ist, dass die genannten Arten unter ökologischen Bedingungen besonders gut gedeihen.

Vermehrung und Aufzucht aus einer Hand

Obwohl es sehr aufwendig und kostspielig ist, vermehrt Familie Benecke für ihren Naturland-zertifizierten Betrieb selbst. Warum ist das so? Für Fische ist die Laichzeit sehr anstrengend und in vielen Fällen auch tödlich. Der Grund dafür ist, dass fast all ihre Energie in die Entwicklung der Laichprodukte bzw. die Ausprägung der äußerlichen Geschlechtsmerkmale fließt und entsprechend weniger Kraft bleibt, es mit äußeren Einflüssen aufzunehmen.

Als Grundlage für die Vermehrung reichen bereits 30 - 50 Fische. Das Ergebnis sind dann schon mal 50.000 bis 60.000 Brütlinge, wobei über die Zeit immer wieder mit Verlusten zu rechnen ist.

Nach vier bis sechs Monaten im Bruthaus in Bruchtorf kommen die Fische zuerst einmal in Fließkanäle in Klein Hesebeck. In diesen sind die natürlichen Bedingungen gegeben, die die Tiere zum Heranwachsen brauchen.

Nach weiteren drei bis vier Monaten geht es dann für die Fische weiter in die Teiche, wo sie nach Sorten bzw. Größe getrennt sind. Das ist zum einen deswegen erforderlich, weil sie unterschiedliches Futter bekommen und zum anderen weil größere Fische kleinere Fische fressen würden.

Die Besatzdichte in den Teichen liegt durchschnittlich bei ca. 10 kg Fisch pro m³ Wasser, wobei maximal bis zu 25 kg pro m³ Wasser erlaubt wären. Zum Vergleich: In der konventionellen Fischzucht gibt es keine Begrenzung. Bei Salmoniden (lachsartige Fische, also typischerweise Regenbogenforellen) sind 80 – 100 kg Fisch / m³ Wasser keine Seltenheit.

Einer der Fließkanäle in Klein Hesebeck, in denen die kleinen Fische herangezogen werden
Einer der Fließkanäle in Klein Hesebeck, in denen die kleinen Fische herangezogen werden
Foto: Kristina Huber
Die überspannten Teiche in Klein Hesebeck mit dem Futterhaus im Hintergrund
Die überspannten Teiche in Klein Hesebeck mit dem Futterhaus im Hintergrund
Foto: Kristina Huber

Gemäß der Naturland Zertifizierung bekommen die Fische spezielles und sehr gutes Futter (gepresste Pellets aus Fischmehl und Fischöl sowie ein Anteil von Speisefischresten). Antibiotika, Hormone und andere chemische Mittel dürfen in der Fischzucht in Klein Hesebeck nicht zum Einsatz kommen.

Mensch und Natur arbeiten zusammmen

Die Teichanlage als solche ist sehr naturbelassen: So wird z.B. nur dort gemäht, wo Wege erforderlich sind. Um die Wasserqualität auf einem möglichst hohen Niveau zu halten werden die Teiche bei Bedarf mit Sauerstoff angereichert. In den Teichen finden sich wenig bis keine Pflanzen, da diese bei Dunkelheit und vor allem wenn sie absterben Sauerstoff ziehen würden.

„Am Ende“ wird das Wasser aus den Teichen über sog. Absetzteiche, welche man sich wie natürliche Kläranlagen vorstellen kann, zurück in den Röbbelbach geleitet. Im Schnitt werden die Aufzuchtteiche einmal jährlich abgelassen und gereinigt. In nicht genutzten Teichen entwickelt sich bei niedrigem Wasserstand eine natürliche Sumpfpflanzen-Flora, welche Lebensraum für Amphibien und Wasserinsekten bietet. Rundherum ist die Teichanlage von üppigen Hecken und Wald umgeben.

Tierwohl im Mittelpunkt – vom ersten bis zum letzten Tag

Man kann tatsächlich sehen, dass es den Fischen hier gut geht: So stehen sie schön mitten im Strom der Fließkanäle (und drängen sich nicht an die Ränder). Und ab und an sieht man auch schon mal einen Fisch vor Wohlbefinden im Wasser springen.

Zu den natürlichen Feinden der Fische zählen unter anderem Fischotter, Kormorane oder auch Fischreiher. Um Verluste durch diese möglichst gering zu halten, kommen verschiedene Maßnahmen (wie z.B. die Überspannung der Teiche oder Vergrämung) zum Einsatz. Und doch lässt sich nicht vermeiden, dass der ein oder andere unbeliebte Gast einen Weg in die Teichanlage findet.

Die Schlachtung der Fische findet im nahegelegenen Bruchtorf statt. Dort verbleiben die Fische zuerst noch ein bis zwei Tage in sog. Hältern. Wenn die Fische dann an der Reihe sind, wird ihnen im ersten Schritt ein Kopfschlag versetzt, der sie bewusstlos macht. Dem folgt dann der tödliche Herzstich. Auf diese Weise ergibt sich ein schneller Tod sowie qualitativ sehr hochwertiges Fleisch.

In den Absetzteichen in Klein Hesebeck führt die Natur Regie
In den Absetzteichen in Klein Hesebeck führt die Natur Regie
Foto: Kristina Huber
In den Hältern (vorne im Bild) verbringen die Fische ihre letzten Stunden vor der Schlachtung
In den Hältern (vorne im Bild) verbringen die Fische ihre letzten Stunden vor der Schlachtung
Foto: Peter Block

Bio Fisch erfreut sich immer größerer Beliebtheit

Das Geschäft mit dem Fisch aus der Naturland-zertifizierten Zucht macht heute bereits rund 70 % des Gesamtumsatzes aus. Dieser wiederum spaltet sich auf in ca. 40 % Direktvermarktung, 30 % Verkauf an Restaurants und weitere 30 % Verkauf von lebenden Fischen. In den Jahren direkt nach der Umstellung des Betriebs in Klein Hesebeck war der Verkauf von lebenden Speisefischen speziell an Großkunden das bedeutendste Standbein.

Die Direktvermarktung gestaltete sich damals noch ziemlich schwierig. Über die Zeit ließ sich hier aber ein äußerst positiver Trend erkennen; die Nachfrage seitens der Kunden im Hofladen und auf den Wochenmärkten ist deutlich gestiegen. Das zeigt, dass es immer mehr ernährungsbewusste Verbraucher gibt, die auf Qualität sowie eine artgerechte Haltung von Tieren bedacht sind und bereit sind entsprechende Preise für gute Lebensmittel zu zahlen.

Wir wünschen Familie Benecke alles Gute für die Zukunft!

Text: Kristina Huber & Peter Block

Forellenzucht Benecke

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