Di, 02. März 2021 – Uelzen
Interview mit Peter Block
Peter, erzähle uns bitte kurz deinen Lebenslauf!
Am 29. Dezember 1937 wurde ich in Hammerstein/Pommern geboren und dort auch 1944 eingeschult. Meine schöne Kindheit ging dort leider mit der Flucht vor der nahenden Front im Februar 1945 zu Ende.
Mit meiner Mutter und zwei kleinen Schwestern gelangten wir schließlich einige Tage später in unser Ziel bei Verwandten in der Oberpfalz an. Dort verbrachte ich dann meine Grundschuljahre und wechselte danach zum Humanistischen Gymnasium in Weiden.
Nach Rückkehr meines Vater aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft Ende 1949 zogen wir 1950 nach Bremervörde um. Hier besuchte ich bis zur Mittleren Reife die Mittelschule und wechselte danach zum Gymnasium in Bremerhaven, wo ich 1959 das Abitur machte. 1959 bis 1962 studierte ich dann an der Pädagogischen Hochschule in Osnabrück.
Bereits am 1. April trat ich meine erste Lehrerstelle an einer einklassigen Dorfschule im Kreis Norden in Ostfriesland an. Sogleich heiratete ich meine Frau und so gründeten wir unsere Familie. Nach der 2. Lehrerprüfung gelangten wir dann in das kleine Heidedorf Wichtenbeck – wieder an eine einklassige Grundschule. Mein erster Sohn wurde als Ostfriese geboren, meine beiden anderen folgten als Heidjer in Wichtenbeck. Nun war die Familie komplett.
Das Ende der schönen alten Dorfschulen war 1968 leider abzusehen, deshalb begann ich nebenbei ein Zusatzstudium an der PH Lüneburg zum Realschullehrer. Ab August 1970 konnte ich dann an der Realschule in Uelzen meinen Berufsweg fortsetzen, wurde dort 1976 zweiter Konrektor und 1981 erster Rektor an der neugegründeten Schiller-Realschule, an der ich dann Ende Januar 2000 in den Ruhestand ging.
Im Ruhestand unternahmen wir große Individualreisen nach Amerika und Afrika um viele interessante Nationalparks kennen zu lernen. Meine Hauptaufgabe war aber den NABU Uelzen als Vorsitzender bis März 2013 zu leiten. Seitdem stehe ich nach eigenem Ermessen weiterhin als freier Mitarbeiter dem Verein zur Verfügung, denn der Einsatz für den Naturschutz liegt mir weiterhin besonders am Herzen.
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Wann und wie wurde dein Interesse an der Natur geweckt?
Schon als Grundschüler beobachtete ich gern Vögel. Besonders haben mich im Frühjahr die Nistkasten suchenden Stare mit ihrem Balzverhalten beeindruckt und mich auch zum Nistkastenbau ermuntert. Wie war es dann doch aufregend, die Fütterungen und das Ausfliegen der Jungvögel zu beobachten! Während der Mittelschulzeit war ich so oft wie möglich mit einem Schulfreund unterwegs, um im Teufelsmoor die Birkhahnbalz, eine Lachmövenkolonie, Brachvögel, Kiebitze, Sumpfohreulen oder Wild zu beobachten. Leider ist dort heute höchstens noch Wild zu sehen!
Welches waren oder sind deine Schwerpunkte?
Durch meine vielen Vogelbeobachtungen und Exkursionen mit Ornithologen hatte ich den Wunsch Vögel zu beringen. Als ich 18 Jahre alt war, bekam ich die amtliche Erlaubnis für die Vogelwarte Helgoland zu arbeiten. Ich war vor allem auf Singvögel spezialisiert und habe von 1955 – 1959 mehr als 700 Vögel beringt. Besonders war ich im Randbereich des Teufelsmoores tätig: 37 Steinschmätzer, 31 Kiebitze, 21 Wiesenpieper, 68 Lachmöwen, 93 Rauchschwalben in einem Kuhstall und 175 Goldammern durch Fang bei der Winterfütterung.
Rückmeldungen gab es natürlich auch: z. B. wurde eine Lachmöwe an der Maas bei Roermond / Holland, ein Star in England bei Cheshire / Südwest-England und ein Kiebitz bei Clion sur mer, Loire / Frankreich gefunden.
Im Zusammenhang mit dem Studium der Biologie an der PH schrieb ich eine Semesterarbeit über die Wanderungen des Erlenzeisigs in Folge eigener Auswertungen von Beringungsmaterial (Lochkarten statt Computer) der Vogelwarte Helgoland. Später als Lehrer in Ostfriesland beobachtete und fotografierte ich viel die Küstenvogelwelt im heutigen Nationalpark.
Die Umgebung von Wichtenbeck bot mit der Heide, dem Kiehnmoor und den großen Kiefernwäldern genug ornithologische Betätigung. Für mein Zusatzstudium musste ich wiederum eine Arbeit bei Prof. Dr. H. Grupe erstellen. So lag es nahe, mich von dem Ornithologen Dierschke aus Hermannsburg inspirieren zu lassen, so wie er, auch die Kiefernforsten für eine Sommervogel-Bestandsaufnahme zu wählen und das auf einer Fläche von 76 ha. Eine weitere Brutvogel-Bestandsaufnahme folgte 1969/70 für das Gerdautal zwischen Wichtenbeck und Eimke.
Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit als Vorsitzender der NABU Kreisgruppe Uelzen?
Seit Dezember 1982 bis zum März 2013 war ich 31 Jahre Vorsitzender des in Uelzen neu gegründeten Naturschutzvereins DBV, der sich nach der „Wende“ in NABU umbenannte. Wir fingen mit noch nicht einmal hundert Mitgliedern an, waren aber schon sehr aktiv im praktischen Vogelschutz und veranstalteten gut besuchte Exkursionen im Landkreis.
Größere Spenden ermöglichten uns den Erwerb von Grundstücken, die wir zu beachtlichen Biotopen gestalteten. Gesellige Helfer packten in Arbeitsgruppen dabei regelmäßig zu. Das machte mir viel Spaß. Einige Mitglieder entwickelten sich sogar zu Spezialisten, die ehrgeizige Projekte vorantrieben. Besondere Freude machte mir unser „NEST“, das für die Umweltbildung geschaffen wurde. Zahlreichen Kindergartengruppen, Schulklassen, Feriengruppen und unseren NAJU-Gruppen konnte dort die Natur nahe gebracht werden. Auch heute noch begleite ich unsere unermüdlichen Helferinnen und Helfer, die ich regelmäßig ermuntere. Das war mir immer sehr wichtig und ich bin dafür sehr dankbar.
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So wuchs der Verein stetig und ist bis heute ein nicht mehr wegzudenkender Wächter und Förderer des Naturschutzes, der von verantwortungsvollen Mitgliedern getragen wird. Ich bin stolz darauf, dass ich dazu beitragen konnte. Inzwischen sind manche unserer Mitstreiter auch längst weit über das Rentenalter hinaus und denken auch daran, allmählich kürzer zu treten. Ich hoffe, dass jüngere Nachfolger das lohnende Erbe gern in Verantwortung gegenüber der Natur erhalten und weiter vorantreiben. Es lohnt sich bestimmt.
Die Fragen stellte Rolf Alpers.