Mi, 20. Mai 2020 – Almstorf

Interview mit Waldemar Golnik

1947 wurde ich in Wessenstedt geboren. Dort wurde ich 1953 eingeschult. 1953 kauften meine Eltern in Almstorf einen Bauernhof, auf dem ich aufwuchs und schon im Kindesalter mit der Natur in engen Kontakt kam.

Waldemar, erzähle uns bitte kurz einiges über dich!

Auch in der Schule in Himbergen hatte ich einen Lehrer, der uns die Natur näher brachte und so mein Interesse an der Natur verstärkte.

Waldemar Golnik
Waldemar Golnik mit einer beringten Schleiereule

Nach der mittleren Reife in der Fritz-Reuter-Schule Bad Bevensen begann ich 1963 eine Ausbildung zum Sozialversicherungsangestellten in Uelzen, die ich 1966 erfolgreich abschloss. Nach der Bundeswehrzeit, die ich von 1967 bis 1971 freiwillig auf 4 Jahre verlängerte, begann meine berufliche Laufbahn wieder bei der AOK in Uelzen. Durch erfolgreiche Weiterbildungen konnte ich dort die Beamtenlaufbahn erreichen und verbrachte mein gesamtes Berufsleben bis zur Pensionierung dort.

Wann und wie wurde dein Interesse an der Natur geweckt?

1975 heiratete ich meine Frau und habe mit ihr dann in Almstorf ein Haus gebaut, in dem ich heute noch wohne. Durch meine Liebe zur Natur, die bereits in meiner Kindheit sehr ausgeprägt war und durch das Leben auf dem Land hatte ich auch in meiner Freizeit immer die unmittelbare Berührung mit der heimatlichen Natur im Umfeld meines Wohnortes.

Mein Interesse galt insbesondere der heimischen Vogelwelt. So habe ich dann auch bereits sehr früh Nistkästen gebaut und in den Wäldern der Umgebung aufgehängt, die ich heute noch betreue.

Welches waren und welches sind deine Schwerpunkte?

Durch einen Artikel über Schleiereulen in der AZ wurde mein Interesse für den Schleiereulenschutz geweckt. Ich begann zunächst einen Schleiereulennistkasten in meinem Wohnort zu installieren und stellte sehr schnell fest, dass dieser Kasten für eine Schleiereulenbrut genutzt wurde.

Aufgrund dieser Erfahrung begann ich weitere Nistkästen in meiner näheren Umgebung in den Dörfern zu installieren und konnte durch die Kontrollen dieser Kästen feststellen, dass die Schleiereulen diese Kästen sehr schnell für ihre Bruten nutzten.

Im Laufe der Jahre habe ich so fast den ganzen Kreis Uelzen mit Nistkästen für Schleiereulen versorgt; inzwischen ist der Bestand der Kästen auf ca. 650 angewachsen. Diese Kästen wurden allerdings nicht alle von mir gebaut und installiert, sondern auch Heinrich Martens aus Wrestedt hat einen Anteil an der Versorgung und dem Bau von Nistkästen in seiner Wohnortumgebung und hat somit zum Erfolg beigetragen.

Erzähle uns bitte von deiner Tätigkeit als Beringer!

Zunächst habe ich in der Anfangszeit Beringungen der Schleiereulen mit Karl-Heinz Köhler vorgenommen, der mir als Beringer bekannt war. Durch den immer größer werdenden Umfang erfolgreicher Bruten habe ich dann selbst die Beringererlaubnis der Vogelwarte erhalten und beringe nunmehr seit ca. 25 Jahren Schleiereulen. Waren es zunächst nur Schleiereulen, die ich beringen durfte, kamen im Laufe der Zeit Waldkäuze, Turmfalken, Dohlen, Rohrweihen, Wiesenweihen, Graureiher, Singvögel und seit letztem Jahr auch Uhus dazu.

Bisher habe ich inzwischen ca. 13.000 Individuen beringen können. Den Hauptanteil daran haben ca. 9000 Schleiereulen und ca. 2500 Turmfalken. Wiederfunde wurden aus Schottland, Frankreich, Spanien, Holland, Dänemark, Polen, Tschechien und aus ganz Deutschland gemeldet, wobei der aus Schottland gemeldete Wiederfund der am weitest entfernteste mit 1300 km war und die Schleiereule aus Kirchweyhe stammte.

Uhu im Landkreis Uelzen
Uhu im Landkreis Uelzen
Foto: Waldemar Golnik

Welches war dein schönstes, interessantestes oder kuriosestes Naturerlebnis?

Besonders interessant war die Dreierbrut einer Schleiereule, über die ich im Uelzener NABU-Rundbrief 2019/5 berichtet habe. Im selben Jahr konnte ich erstmals nestjunge Uhus beringen. Und dann war da die Beringung junger Waldkäuze im Torfwerk Lüder: Kaum hatte ich eines der Jungen in der Hand, flog mich der Altkauz von hinten an und krallte seinen Fang in meinen Nacken, so dass ich eine blutende Verletzung davon trug. Dies nahm ich zum Anlass, bei der Beringung von Waldkäuzen besondere Vorsicht walten zu lassen.

Wie wird man Kassenwart beim NABU?

Zum NABU bin ich durch den damaligen Vorsitzenden Peter Block gekommen, der mich in den achtziger Jahren ansprach. Sein damaliger Kassenwart Alfred Borrmann legte das NABU-Amt nieder und Peter Block sprach mich damals an, ob ich dieses Amt nicht übernehmen könne. Ich habe dieses nach kurzer Überlegung dann angenommen und bin auch heute noch Kassenwart des NABU Uelzen.

Aufgrund meiner Pensionierung habe ich zwischenzeitlich für den NABU weitere Aufgaben übernommen. So habe ich mich auch für den Kranichschutz im Kreis Uelzen engagiert und habe insbesondere durch die Bingo-Umweltstiftung einige Kranichbiotope im Kreis Uelzen neu erstellen bzw. verbessern können. Diese Biotope sind heute fast alle von Kranichen als Brutplatz genutzt. Um solche Biotope herzustellen bzw. zu verbessern, waren oft Gespräche mit den Besitzern solcher Flächen erforderlich und auch mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis Uelzen.

Durch meine Tätigkeit mit den Schleiereulen hatte ich inzwischen gute Kontakte zu Landwirten im Kreis, denen auch Flächen gehörten, wo Kranichbiotope angelegt werden konnten. Durch diese Kontakte konnte ich meine Vorstellungen oft verwirklichen und habe bis zum heutigen Tage mit allen Beteiligten gute Erfahrungen sammeln können.

Vielen Dank für das Interview!

Rolf Alpers

Kategorie: Interview

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