Ausgangslage

Bislang waren die feuchten Grünlandflächen wirtschaftlich weitgehend uninteressant für die Flächenbewirtschafter. Das führte dazu, dass Feuchtgrünland durch Brachfallen oder Umbruch verschwand. Die Umwandlung zu Maisäckern rückt immer näher an die Esterau heran. Teilweise werden die zu Acker umgebrochenen Flächen im Rahmen von Ackerrandstreifenprogrammen (z.B. Blühstreifen) gemeldet und führen damit den Naturschutzfördergedanken ad absurdum.

Standortverhältnisse

Das Projektgebiet befindet sich im Auenbereich der Esterau und weiterhin im Rückstaubereich des Mühlenteiches Kroetzmühle. Das Gebiet weist daher ganzjährig hohe Grundwasserstände auf. Die Böden setzen sich vor allem aus sandigen, teilweise leicht tonigen Gleyen mit Erd-Niedermoorauflage zusammen.

Die Schaffung von Flachgewässern mit Bedeutung für Wiesenvögel, Amphibien, Libellen und Zwergbinsengesellschaften bietet sich hier besonders an.

Biotoptypen und Nutzung

Im Jahr 2009 erfolgte eine Biotoptypenkartierung der für die Beweidung zur Verfügung stehenden Grünlandbereiche und der angrenzenden Flächen. Der bei weitem überwiegende Teil ist aktuell als Intensivgrünland der Auen, entweder als Mähwiese oder als Weide ausgeprägt. Kleinere Teilflächen liegen als Rohrglanzgras- oder Schilfröhrichte oder halbruderale Gras- und Staudenfluren brach.

In einigen Flutmulden bestehen Flutrasen, die teilweise auch aktuell beweidet werden. Im Bereich einer historischen Esterauschleife besteht ein nährstoffreiches Seggenried bzw. ein sumpfiges Weidengebüsch und im nordwestlichen Teil ein kleiner Sandmagerrasen. Bei den genannten Biotoptypen handelt es sich um gesetzlich nach § 30 BNatSchG geschützte Biotope. Auf der zentralen Weidefläche sind einige alte Hute-Eichen erhalten geblieben.

Auf der östlichen Seite der Esterau grenzen stark vernässte Erlenbruchwäldchen an. Bei den erforderlichen Verbindungsflächen handelt es sich größtenteils um brachgefallene Grünländer, die durch die Beweidung langfristig offen gehalten werden sollen. Vor Beginn der Beweidung wurden die Grünlandflächen entweder relativ intensiv genutzt (Mahd, Beweidung) oder lagen brach.

Besonders negativ fiel bislang eine sehr intensive Beweidung der südlichen Flächen westlich der Esterau auf. Hier wurden auf zwei nassen Flurstücken ganzjährig Rinder in einer für die Grasnarbe und die gesetzlich geschützten Biotope unzuträglichen Beweidungsdichte gehalten.

Die gemähten Wiesen sind bislang recht artenarm und stark durch Gräser dominiert. Blühende Kräuter sind nur in geringer Anzahl vorhanden. Die Wiesennutzung ist in der Regel dreischürig mit der ersten Mahd, je nach Feuchteverhältnissen, in der ersten Maihälfte.

In jüngster Zeit wurden zwei unmittelbar benachbarte Grünlandflächen umgebrochen und mit Mais bestellt. Dieser Entwicklung soll im Rahmen des Projektes durch das Aufzeigen alternativer Nutzungsmöglichkeiten entgegengetreten werden.

Der Rotmilan ist ein Greifvogel, der seine Nahrung im Jagdflug erbeutet und auch Aas verzehrt.
Der Rotmilan ist ein Greifvogel, der seine Nahrung im Jagdflug erbeutet und auch Aas verzehrt.
Foto: Lars Wellmann
Der Weißstorch braucht offene Landschaften wie Feuchtwiesen oder extensiv genutzte Wiesen. Ursprünglich brütete er auf alten Bäumen oder Felsen, heute baut der Kulturfolger seine Nester meist auf Hausdächern.
Der Weißstorch braucht offene Landschaften wie Feuchtwiesen oder extensiv genutzte Wiesen. Ursprünglich brütete er auf alten Bäumen oder Felsen, heute baut der Kulturfolger seine Nester meist auf Hausdächern.
Foto: Lars Wellmann
Die begradigte Esterau
Die begradigte Esterau
Foto: Lars Wellmann
Knoblauchkröten leben in sandigen Landschaften. Sie brauchen leicht grabbare Böden
Knoblauchkröten leben in sandigen Landschaften. Sie brauchen leicht grabbare Böden
Foto: Lars Wellmann
Erlenbruchwald
Erlenbruchwald
Foto: Lars Wellmann
Wiesenmahd
Wiesenmahd
Foto: Lars Wellmann

Fauna

An der Esterau gibt es Nachweise des Fischotters. Die Esterau wird zumindest als Verbindungsgewässer auf Wanderungen durch den Fischotter genutzt (Aktion Fischotterschutz). Im angrenzenden Erlenbruchwald wurde der Baummarder nachgewiesen. Hinsichtlich der Brutvögel liegt eine Brutvogelerfassung von Klaus Pailer und Lars Wellmann (NABU Uelzen) aus den Jahren 2008 bis 2010 vor. Daneben gibt es zufällige Feststellungen aus vorangegangenen Jahren.

Klassische Wiesenbrüter kommen im Projektgebiet wegen der relativ kleinflächigen Strukturierung nicht vor. Doch nutzen Kiebitz und Braunkehlchen den Lebensraum sicher als Brutvögel. Die Bekassine ist Durchzügler mit Brutverdacht. Weitere gefährdete Arten sind Rotmilan, Nachtigall, Schwarzkehlchen, Kuckuck, Grünspecht, Kleinspecht, Pirol und Neuntöter. Ortolan, Heidelerche und Rebhuhn besiedeln unmittelbar angrenzende Flächen bei Kroetzmühle und Könau. Als Durchzügler oder Nahrungsgäste wurden neben vielen anderen Arten auch, Silberreiher, Kranich, Raubwürger und Wiesenweihe festgestellt.

2008 hatte sich im benachbarten Ostedt ein Weißstorchenpaar angesiedelt und einen Brutversuch gestartet. Das erste Brutpaar landkreisweit seit 40 Jahren! 2009 und 2010 erschien das Paar nicht wieder. Die spontane Ansiedlung zeigt aber das Potential des Gebietes auf. Es handelt sich um Arten der halboffenen Auen, die neben Feuchtgrünland auch auf Feuchtgebüsche und –wälder, Hecken und Röhrichte bzw. Brachflächen angewiesen sind.

Störungsanfällige Arten treten im unmittelbaren Projektgebiet nicht auf. Kraniche haben in einzelnen Jahren vor 2009 östlich Kroetzmühle und westlich des Projektgebietes Reviere besetzt und gelegentlich auch erfolgreich Junge aufgezogen. Die Vögel nutzen dabei insbesondere die Niederungsflächen zwischen Kroetzmühle und Ostedt als Lebensraum, die nordöstlich an das Projektgebiet angrenzen.

Amphibien sind durch die häufigen Arten Erdkröte, Grasfrosch und Wasserfrosch sowie die gefährdete Kreuzkröte vertreten. Bei Ostedt wurden aktuell vereinzelt Laubfrösche an einem neu angelegten Teich festgestellt. Eine Besiedelung der Esterauniederung mit dem Laubfrosch im Rahmen der Neuschaffung von Kleingewässern in den Wiesen ist wahrscheinlich.

Die Sumpfschrecke kommt in der Esterauniederung auf verschiedenen Grünlandflächen vor. Die Erfassung weiterer Artengruppen, wie Reptilien, Libellen und Schmetterlinge steht derzeit noch aus.