Beweidung und Biotopentwicklung

Beweidung

Seit Mai 2010 wird der größte Teil der Projektflächen mit 13 Dexter-Rindern und zwei Dülmener Pferden beweidet. Die Einzelflächen wurden nach einigen Wochen der Beweidung gewechselt. Seit August waren die Rinder in zwei Herden aufgeteilt. Die Pferde waren mit den Rindern vergesellschaftet.

Vorgesehen ist eine maximale Beweidungsintensität von 1 GVE/ha. Für die Winterbeweidung stehen ca. 12 ha zur Verfügung. Alle Flächen weisen Weidetränken auf, die auch bei Frost nutzbar sind. Das Wasser kommt aus zwei Brunnen oder der Esterau. Einzelne Flächen wurden bislang erst sehr kurzeitig beweidet. Diese Flächen dienten der Heugewinnung für die Winterfütterung.

Erstes Ziel ist der Erhalt eines extensiv genutzten Grünlandes in den Niederungsbereichen. Durch die zukünftige Extensivbeweidung soll eine einheitlich extensive Beweidung aller zur Verfügung stehender Flächen erreicht werden. Brachgefallene Bereiche werden dadurch wieder zu Grünland entwickelt und derzeit intensiv beweidete oder durch Mahd genutzte Flächen werden extensiviert. Das Beweidungsmanagement nimmt auf die standörtlichen Gegebenheiten Rücksicht und soll je nach Witterungsverlauf oder Vernässung des Bodens ggf. kurzfristig modifiziert werden.

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist eine extensive Beweidung auch der brachliegenden Biotoptypen sinnvoll. Dies schließt Flächen ein, die sich stellenweise bereits zum (ruderalisierten) Rohrglanzgrasröhricht entwickelt haben oder aktuell dahin entwickeln. Auch die Flutrasen sollten extensiv beweidet werden, was aktuell auf Teilflächen in deutlich höherer Intensität bereits erfolgt.

Ausgezäunt und damit vor Schäden durch die Weidetiere geschützt werden die Hute-Eichen sowie Hecken. Ein lückiger Birkenbestand sowie ein Vorwald aus Zitter-Pappeln befinden sich dagegen innerhalb der Beweidungsflächen.

Auch die neu angelegten Flachgewässer sollen vorerst nicht ausgezäunt werden. Hier bleibt abzuwarten, in welchem Umfang die Weidetiere die Ufer nutzen bzw. durch Tritt übermäßig belasten. Sollte eine Übernutzung eintreten, werden die Uferbereiche zeitweilig ausgezäunt. Angestrebt werden für die Flachgewässer aber die Offenhaltung und ein zumindest partieller Zugang für die Weidetiere.

Die Dexter beim Weideauftrieb 2010
Die Dexter beim Weideauftrieb 2010
Foto: Lars Wellmann
Flachgewässer nahe der Esterau
Flachgewässer nahe der Esterau
Foto: Lars Wellmann
Die NAJU-Gruppe beim Pflanzen einer Hecke
Die NAJU-Gruppe beim Pflanzen einer Hecke
Foto: Lars Wellmann
Im Winter werden die Tiere zugefüttert
Im Winter werden die Tiere zugefüttert
Foto: Lars Wellmann
Stecken von Stecklingen zur Erweiterung der Kopfweidenreihe
Stecken von Stecklingen zur Erweiterung der Kopfweidenreihe
Foto: Lars Wellmann
Dexterrinder beweiden das Grünland
Dexterrinder beweiden das Grünland
Foto: Lars Wellmann

Biotopaufwertung

Neben der eigentlichen Extensivbeweidung wurden bereits Biotop verbessernde Maßnahmen durchgeführt, die die naturschutzfachliche Wertigkeit des Projektgebietes erhöhen. Umgesetzt wurden im Herbst folgende Maßnahmen:

  • Anlage von fünf dauerhaft wasserführenden Flachgewässern,
  • Pflanzung einer ca. 300 m langen Feldhecke
  • geplant für 2011: Pflanzung einzelner Eichen
  • geplant für 2011: Anlage einer Kopfweidenreihe aus Steckhölzern

Zur Erhöhung des Strukturreichtums im Grünland und eingeschränkt auch als Viehtränke, wurden im Oktober 2010 fünf Flachgewässer (bis ca. 1,50 m unter Gelände) ausgeschoben. Die Attraktivität für Wiesenbrüter, Schreitvögel und durchziehende Watvögel wird dadurch
erhöht.

Die Gewässer weisen sehr flache Ufer (Böschungsneigung >1:7) auf. Die Ufervegetation soll mindestens einmal im Herbst gemäht werden, um das Aufwachsen von Gehölzen in den Uferbereichen zu verhindern. Probeweise sollen die Flachgewässer nicht ausgezäunt werden, um durch Tritt und Fraß temporäre Kleinstrukturen zu schaffen. Sollten die Uferbereiche zu stark zertreten werden, muss hier lenkend eingegriffen werden.

Die Flachgewässer wurden so angelegt, dass teilweise kleine Gräben in diese münden. Eines der Flachgewässer nahe der Esterau wurde bogenförmig angelegt und kann ggf. später in einen Mäander der Esterau integriert werden. Der anfallende Boden wurde entweder im Randbereich flach aufgebracht und zusätzlich im Übergangsbereich zu intensiv genutzten Ackerflächen als flacher Wall aufgeschüttet.

Diese Wälle wurden im November 2010 mit standortheimischen Strauchgehölzen bepflanzt, so dass sich eine Wallhecke entwickeln wird. An den Eckpunkten sollen im Frühjahr noch einzelne Eichen gepflanzt werden.

Die Hecken dienen damit als Windschutz für die Weidetiere und als Puffer für den Stoffeintrag von den benachbarten und höher gelegenen Ackerflächen. Weiterhin sollen niedrige Strukturen geschaffen werden, um die Landschaft zwar zu gliedern, aber nicht zu eng zu kammern. Die Hecken dienen zukünftig Vögeln, wie dem Neuntöter als Lebensraum.

Zusätzlich sollen auf den Weideflächen kleine Baumgruppen aus Eichen angelegt werden, die ausgezäunt werden müssen. Diese sind so anzuordnen, dass der offene Landschaftscharakter insgesamt erhalten bleibt, aber zusätzliche Strukturen entstehen. Langfristig entstehen durch diese Baumgruppen für das Weidevieh wichtige Schattenspender. Konkret sind entsprechende Pflanzungen im Südosten und Südwesten des Gebietes sowie als Ergänzung der bestehenden Bäume im Norden geplant.

Als Ergänzung der Kopfweidenreihe östlich des neu entstandenen Maisackers (Flur: Könauer Wiesen) ist entlang der Nordseite des Ackers die Weiterführung bis an den öffentlichen Weg bzw. den bestehenden Gehölzbestand vorgesehen. Durch Steckhölzer, die an den vorhandenen Weiden gewonnen werden können, soll hier die Reihe ergänzt und damit eine Trennung zum 2008 neu entstandenen Maisacker südlich davon bewirkt werden.

Für die Zukunft sind Möglichkeiten der Schaffung von Aufweitungen bzw. Mäandern der Esterau angedacht, die es ermöglichen sollen, den stark grabenartig ausgebauten Bach wieder naturnah zu entwickeln. Dazu wird auch der Wasser- und Bodenverband aktiv werden. Der NABU will diese Aktivitäten tatkräftig unterstützen.

Die Renaturierung der Esterau soll zukünftig günstigere Bedingungen für Tiere der Fließgewässer, wie Fischotter, Eisvogel und verschiedene Libellen schaffen. Dazu bietet sich dieser Abschnitt der Esterau oberhalb des Staus an der Kroetzmühle besonders an: Die Esterau verläuft hier grabenartig und schnurgerade, weist aber einen staubedingt ganzjährig hohen Wasserstand auf. Die ehemaligen Windungen der Esterau aus der Zeit vor der Begradigung sind auf alten Karten und teilweise auch im Gelände noch erkennbar.